Innere Erfolgsleiter und ihre Hindernisse

Leistungstennis und Geistestraining im Jugendbereich

Vortrag beim DTB/VDT-Bundeskongress 2000 in München zum Thema "Motivierende Spiele zur Leistungssteigerung für junge Turnierspieler von Charlie Pils

Tennistrainer Charlie Pils mit seinen jungen Sportlern auf dem Tennisplatz
Auf dem Tennisplatz / Foto: (c) Charlie Pils

Charlie Pils war in seinem Beruf als Tennislehrer Cheftrainer Inner Coaching der Schaffelhuber academy, BTV- Bezirkstrainer München und referierte beim DTB/VDT-Bundeskongress 2000 in München zum Thema "Motivierende Spiele zur Leistungssteigerung für junge Turnierspieler".

 

DIE INNERE ERFOLGSLEITER UND IHRE HINDERNISSE
nicht nur für Tennisspieler

 

Leistungstennis fördert unter fachgerechter Anleitung und Betreuung viele mentale Fähigkeiten. Bei jungen Sportlern ist die Möglichkeit, zu einer positven Persönlichkeitsentwicklung beizutragen, besonders gegeben.

 

Unter diesem Gesichtspunkt besteht die pädagogische Aufgabe des Tennistrainers darin, durch geeignete Trainingsformen bei seinen Schülern auf der Basis von Disziplin, Freude und Fairness die Entfaltung von Willensstärke, Aufmerksamkeit, Konzentration, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu bewirken.

 

Werden diese Fähigkeiten trainiert und dadurch entwickelt, ist es nicht nur möglich ein Tennismatch zu gewinnen sondern sein Leben auch außerhalb des Tennisplatzes zu meistern - sei es in der Schule, im Beruf oder im privaten Bereich.

 

Aus dieser Perspektive macht Leistungstennis Sinn. Trainer und Eltern sollten sich an diesen Aspekt immer wieder erinnern, damit die Reife eines jungen Spielers nicht nur an der Ranglistenposition gemessen wird.

DIE INNERE ERFOLGSLEITER

Um Tennis spielen zu können sind zunächst einmßal physische Fitness und spezifische motorische Fähigkeiten notwendig, um Bewegungsabläufe und Schlagtechniken zu erlernen. Die Lern- und Leistungsfähigkeit, somit der Erfolg ist jedoch vor allem abhängig von der Konzentration.

 

Konzentration bedeutet, dass in diesem Moment alle nötigen geistigen und dadurch auch körperlichen Fähigkeiten gesammelt auf ein Ziel gerichtet sind. Das geistige und körperliche Potenzial steht zu dieser Zeit im Idealfall sozusagen ungehindert zur Verfügung um die jeweilige Spielsituation bestmöglich zu lösen.

 

Kann Konzentration unabhängig von äußeren Einflüssen herbeigeführt und aufrecht erhalten werden , ist die KONZENTRATIONSFÄHIGKEIT entwickelt.

 

Zu der Zeit der Konzentration gibt es keine Gedanken über Zukunft oder Vergangenheit, über Sieg oder Niederlage und dadurch keine Angst vor möglichem Misserfolg. Geist und Körper sind entspannt im Gleichgewicht.

 

Die erste Ursache für das Entstehen von Konzentration und damit Erfolg ist die MOTIVATION. Motivieren ist die Kunst, bei sich selbst bzw. bei anderen Interesse zu wecken, ein Ziel zu erreichen. Ein kraftvoller ENTSCHLUSS ein Ziel zu verwirklichen, macht WILLENSKRAFT frei.

 

In diesem energievollen, wachen Zustand fällt es leicht, die AUFMERKSAMKEIT für längere Zeit auf das zu lenken, was im Moment wichtig ist, um das Ziel zu erreichen. Durch das Fokussieren der Aufmerksamkeit entsteht KONZENTRATION.

 

Die "Innere Erfolgsleiter" im Kontext von Ursache und Wirkung besteht also aus:

 

Motivation -> Entschlusskraft -> Willenskraft -> Aufmerksamkeit -> Konzentration -> Erfolg

FÜNF FEINDE DER KONZENTRATION

Was hält den Tennisspieler eigentlich davon ab, sein "bestes Spiel" zu spielen? Das heißt konzentriert und frei zu spielen, um Spielsituationen seinen ganzen Möglichkeiten entsprechend zu lösen?

 

Fünf Hemmnisse treten immer wieder auf, begrenzen und behindern. Sie haben ihren Ursprung alle im eigenen Geist. Es sind unsere "Feinde". Obwohl sie uns nur Schwierigkeiten machen durchschauen wir sie nicht, halten sie sogar für "Freunde". Es kommt darauf an, sie zu erkennen.

 

GEWINNENWOLLEN

 

Der erste unserer fünf Feinde heißt: "Gewinnenwollen!" Dieser Feind hat es besonders leicht, sich als Freund darzustellen, denn "Gewinnenwollen" als Motivation erscheint legitim. Er ist erst zu erkennen, wenn man hinter seine Fassade schaut. Mit der Möglichkeit, durch einen Sieg die "Siegerfreude" und Anerkennung zu bekommen, taucht gleichzeitig die Angst vor dem Gegenteil auf: Gefühle der Niederlage, des Verlusts, des Misserfolgs und Kritik.

 

Solange wir der Spannung dieser Gegensätze ausgesetzt sind, entsteht Druck, Hochs und Tiefs, je nachdem, ob unsere Erwartungen erfüllt werden oder nicht. Wir müssen also eine Motivation finden, mit der wir über die Gegensätze hinauswachsen können, die durch das Gewinnenwollen entstehen. Mit der Absicht und dem Entschluß, unser " bestes Spiel zu spielen", ersetzen wir "Gewinnenwollen" mit "das Beste geben". Diese Motivationsänderung bewirkt eine andere Geisteshaltung: Vom HABENWOLLEN zum GEBEN.

 

ÄRGER

 

Unser zweiter Feind heißt ÄRGER. Dazu gehört auch Wut, Widerstand, Ablehnung, Böswilligkeit. Ärger ist die Emotion, die hochkommt, wenn unsere Ziele mit Erwartungen verbunden und diese gefährdet sind oder nicht erfüllt werden. Der Ärger äußert sich in Gedanken, Worten und Handlungen und richtet sich gewöhnlich gegen den "Hinderungsgrund". Dass der Ärger uns selbst am meisten schadet ist offensichtlich. Trotzdem versuchen wir, ihn zu rechtfertigen.

 

Mit der Einsicht, dass es für ärgerliche und böswillige Reaktionen, die sich gegen sich selbst oder andere richten, niemals eine Berechtigung gibt, können wir anfangen aus Spielsituationen, die negative Emotionen in uns hervorrufen, zu lernen. Das ANNEHMEN von widrigen Umständen als Lernsituation ersetzt die ABLEHNUNG in uns.

 

Die innere Freiheit, seine Reaktionen selber wählen zu können, führt zu GELASSENHEIT.

 

TRÄGHEIT

 

Unser drittes Hindernis ist die TRÄGHEIT. Geistige Energielosigkeit hat körperliche Schlaffheit zur Folge. Ein unmotivierter Geist ohne Tatkraft ist wie eine enge Gefängniszelle. Man kommt nicht von der Stelle. Das Spiel erscheint langweilig oder sinnlos. Der Geist wird destruktiv, erfindet Ausreden, eine nach unten gerichtete Spirale bis zur Resignation kann entstehen. Lässigkeit und Disziplinlosigkeit gehen nun Hand in Hand. "Tun und lassen können, was man will" ist eine trügerische Freiheit. Es besteht die Gefahr, schlechte Gewohnheiten zu kultivieren, die in Wirklichkeit begrenzen und unfrei machen.

 

Um Gewohnheiten, die unser Potential blockieren, loszuwerden, muss man sich selber besiegen. Der erste Schritt ist, ein klares Ziel vor Augen zu haben, nicht nur auf dem Tennisplatz. Interesse muss geweckt werden. Erst wenn der Geist wirklich interessiert ist, macht ein fester Entschluss, ein gestecktes Ziel zu erreichen, Energie frei.

 

Nun ist Beständigkeit und Geduld auf dem eingeschlagenen Weg nötig. Immer wenn wir uns neu MOTIVIEREN, ersetzen wir TRÄGHEIT mit WILLENSKRAFT.

 

ZERSTREUTHEIT

 

Die ZERSTREUTHEIT ist unsere vierte Blockade. Äußerungen sind Aufgeregtheit, Unruhe, Rastlosigkeit und Sorge. Ein Blick in unseren Geist verrät uns, dass unsere Gedanken ständig kreisen und sich in Vorstellungen über Vergangenes oder Zukünftiges befinden.

 

Gedanken sind immer Vergangenheit oder Zukunft. Die Gegenwart ist immer Gehen, Stehen, Laufen, Atmen, Fühlen, Hören, Sehen usw. Da gibt es nichts zu bedenken. Leben, Erleben, das Spiel geschieht im Jetzt. Unsere Energie wird vergeudet, wenn wir sie durch tausend Ideen und Spekulationen in tausend Richtungen zerstreuen. Im Jetzt gibt es keine Unruhe und Sorge, keine Angst. Da herrscht entspannte Ruhe, Stabilität und spontanes Geschehen. Um das zu erleben, können wir lernen, unsere ungeteilte Aufmerksamkeit auf ein einziges Objekt zu richten, im Tennis ist es der Tennisball, und ersetzen ZERSTREUTHEIT mit KONZENTRATION.

 

ZWEIFEL

 

Das letzte der fünf Hemmnisse ist der ZWEIFEL. Der Zweifel an der Richtigkeit unseres Spiels und an den eigenen Fähigkeiten ist ein mächtiger Feind. Um dem Zweifel zu entkommen müssen wir Sieg und Niederlage richtig benützen. Ein Sieg kann VERTRAUEN in die eigenen Möglichkeiten und Kräfte geben. Niederlagen können ERKENNTNISSE bringen. Sie sind da, um daraus zu lernen. Sieg oder Niederlage – beides ist vergänglich, beides ist loszulassen. Die Erfahrung bleibt und wird zur Basis dafür, sein Spiel zu verbessern und um neue Herausforderungen annehmen zu können.

 

Wenn sich Selbst-Erkenntnis und Selbst-Vertrauen die Hand geben und sich gegenseitig unterstützen, ersetzen wir damit unsere Selbstzweifel.

 

Der Spieler ist auf dem Weg, unabhängig von Sieg und Niederlage sein bestes Spiel zu spielen.

 

Charlie Pils war Cheftrainer Inner Coaching der Schaffelhuber academy, BTV- Bezirkstrainer München und referierte beimDTB/VDT-Bundeskongress 2000 in München zum Thema "Motivierende Spiele zur Leistungssteigerung für junge Turnierspieler". Charlie Pils ist außerdem autorisierter Meditationslehrer und gibt Meditationsseminare auf der Grundlage Buddhistischer Geisteshaltung.